Schon seit einigen Wochen bemerkten wir, dass ein Blaumeisenpärchen hinter der Steinverkleidung unserer Terasse etwas ausbrütet. Sie flogen abwechselnd laufend dort hin. Dabei zwängten sie sich durch einen Spalt, der gerade einmal zwei Zentimeter maß.
Ein paar Tage später fand meine Frau beim Blumen gießen, diesen kleinen Kerl auf der Terrasse sitzen. Er war von Anfang an überhaupt nicht scheu.
Nicht genug damit, nach ein paar Minuten gesellte sich auch noch ein zweites Junges hinzu, das vorher hinter einem Blumenkübel versteckt war. Beide waren anscheinend übermütig geworden und aus der Behausung gefallen. Da es sich um eine große Dachterrasse mit hoher Brüstung handelt, waren sie relativ gut geschützt und konnten nicht von selbst hinunterfallen.
Neues Zuhause
Die Beiden waren einfach zu süß und wir bauten ihnen ein neues Ersatznest in einer Ecke. Nach zwei, drei Mal hineinsetzen in dieses, akzeptierten sie es als ihr neues Nest und blieben außer gelegentlich kleinen Ausflügen immer brav in seiner Nähe. Nachts verbrachten sie im neuen Nest, das wir dann auch mit einem Dach ausstatteten, um Regenschutz zu bieten.
Die beiden Alten nahmen es auch nicht übel, dass wir ihre Jungen auf unsere Hand setzten, um sie genauer zu betrachten. Sie waren sehr zutraulich und überhaupt nicht verschreckt oder gestresst. Ich musste sie gerade zu immer von der Hand schubsen. Vermutlich haben sie die Wärme genossen.
Hunger Hunger Hunger
Sobald wir uns so fünf bis sechs Meter entfernten und ruhig verhielten, kamen auch die Eltern wieder und fütterten die Kleinen abwechselnd und gerecht verteilt.
Schon nach wenigen Tagen fingen diese an, herum zu flattern, kamen aber nicht mehr als 10 cm hoch in die Luft. Mit diesen Flugkünsten wären sie auch ziemlich sicher nur nach unten gefallen, wären sie auf die Brüstung gekommen.
Wir hätten die jungen Blaumeisen auch füttern können, denn wenn ich sie in die Hand nahm, rissen sie den Schnabel auf und bettelten um Fressen. Da wir aber weder fette Raupen oder Insekten in unserer Küche haben und uns auch nicht in die Erziehung einmischen wollten, unterließen wir dies natürlich.
Der Abschied
Nach ein paar weiteren Tagen war eines plötzlich verschwunden. Wir beobachteten, dass ein Altvogel das verbliebene Junge nicht mehr fütterte. Er versuchte es mit einer fetten Raupe und mehreren anderen Leckerbissen im Schnabel, von dort wegzulocken.
Die Brüstung war für einen Senkrechtstart aber noch zu hoch, so sehr es das auch versuchte. So nahm ich das Junge, setzte es zuerst in meine Hand und dann vorsichtig auf die Brüstung. Es schaute mich dabei schon recht keck und selbstbewusst an.
Dann überlegte es nicht lange und startete erfolgreich zu seinem Jungfernflug. Die etwa 10 Meter entfernten Bäume waren das Ziel und es landete dort auch zielsicher.
Nach mehreren Tagen haben wir vermutlich diese zwei Blaumeisen, die jetzt schon schon recht ausgewachsen aussahen, noch beim etwas unbeholfen Herumfliegen gesehen.
Mal sehen, ob nächstes Jahr wieder welche bei uns brüten.