Da ich immer wieder höre und lese, wie wichtig diese und jene Kamera und Objektive sind, um gute Fotos zu erstellen, muß ich einmal darauf eingehen und den Gegenbeweis antreten mit einem Smartphone. Als Einstimmung empfehle ich, falls nicht schon bekannt, meinen Irrweg hier nachzulesen.
Um was geht es?
Es ist ja als Hobbyfotograf nichts Verkehrtes daran, mit einer neuen Kamera zu arbeiten und sich in die Technik und Bedienung reinzufuchsen. Mir macht dies riesigen Spaß. Dass dies aber zwingend etwas mit guten Fotos zu tun hat, ist falsch. Als Werbeverantwortlicher eines Kameraherstellers muss man dies natürlich anders darstellen, hier geht es ja nicht um gute Fotos. Hier geht es alleine um das Geschäft und daran ist ja auch nichts Verwerfliches.
Das heisst aber nicht, daß man alles glauben oder sogar mitmachen muss. Deshalb zeige ich hier einmal, was man auch mit einem Handy fotografisch alles anstellen kann und auch, auf was bei der Erstellung zu achten ist.
Was braucht man. Erstens ein Handy mit einer einigermaßen guten Kamerafunktion. Da ich nur von den Modellen reden kann, die ich selbst hatte (unsinnigerweise mind. 10 in den letzten 5 Jahren), hier meine persönliche Empfehlung:
Preis-Leistungssieger sind bei mir das alte iPhone 4S und das jetzt im Besitz befindliche Samsung Galaxie S6. Das iPhone 4S gibt es mittlerweile für unter 200 EUR, das Galaxie S6 für unter 350 EUR. Natürlich ist auch das iPhone 6 für unter 400 EUR möglich und gewiss kein Fehler. Das noch einzige benötigte Zubehör ist ein kleines billiges Handy-Stativ wie das meine hier.
So, was ist jetzt noch wichtig?
Genügend Licht und das Hauptmotiv immer manuell scharfstellen.
Fehlt das Licht gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Schlechteste ist der eingebaute Blitz, davon rate ich ab. Es gibt oft Reflektionen, Über- oder Unterbelichtungen oder falsche Farben. Alles was man natürlich in der Postproduktion später teilweise oder sogar ganz korrigieren kann, aber wozu sich schon von vorne herein zusätzlich Arbeit machen, die es nicht braucht.
Ich empfehle daher ein kleines Stativ und eine App, in der man die Zeit auch manuell einstellen kann, das S6 hat dies schon eingebaut. Jetzt erst mal nah ran an das Motiv, überlegen was auf alle Fälle scharf sein soll, mit dem Finger darauf klicken und wichtig!, den Hintergrund beachten. Das eigentliche Motiv sollte sich vom Hintergrundgewurschtel schon abheben, wenn nicht, eine andere Aufnahmeposition einnehmen. Hier ein aktuelles Beispiel einer Schnecke, die mir über den Weg lief.
Dabei musste ich mich auf den Boden knien und bis auf wenige Zentimeter an die Schnecke heran. Auch wichtig! Das Hauptmotiv nicht in die Mitte, das empfindet der Mensch allgemein und der Fotograf im Besonderen, als nicht so harmonisch. Hier im WIKI ein Artikel dazu. Nicht vergessen, mehrere Fotos mit leicht geänderten Winkeln aufnehmen, eines ist dann meistens gefälliger als die anderen.
Ja so gehts
In meinem Alter fragt man sich natürlich, was kann ich denn jetzt noch tun, wenn ich schon mal soweit herunten bin, da kommen mir die zusätzlichen Fotos mit anderen Ausschnitten gerade recht. In diesem Beispiel habe ich dann das genommen, das am Bildrand oben noch das Ende des Weges erkennen lässt und damit auch eine Interpretation wie “die Schnecke überquert den Weg” zulässt.
Der Mensch oder sein Gehirn will ja immer ein Erklärung für alles finden, also liefern wir gleich eine dazu. Dass dies jetzt kein Starfoto ist, ist schon klar, aber mit einer ein paar tausend Euro Kamera wäre es dies ebenso nicht geworden, es sei denn, die Schecke hätte zu tanzen begonnen. Diese Chance hatten wir mit dem Smartphone, aber auch, vor allem wenn die Schnecke mich beobachtet hätte.
Nun gibt es aber nicht nur Schnecken, die sich schnell bewegen, sonder auch feststehende Motive, da hat man mehr Zeit. Hier eines, aufgenommen mit dem einem iPhone 6 auf dem Oktoberfest. Mit iPhone 4s wäre übrigens so gut wie kein Unterschied zu sehen.
Für das Foto habe ich zwei Fotos erstellt und dann in Photoshop zusammen gebaut. Es ginge natürlich auch in einem Foto. Dabei würde es vermutlich sogar noch etwas natürlicher aussehen.
Das waren jetzt Fotos mit genügend Licht, jetzt ein bisschen etwas Schwierigeres. Das Foto meiner Sony RX 10 III habe ich abends im Wohnzimmer bei künstlicher schwacher Beleuchtung aufgenommen, also äußerst ungünstige Bedingungen für Handys. Ich habe das Smartphone deshalb auf ein kleines Stativ gestellt und mit der originalen Kamera-App auf ISO 200 und 1/7 Sek. gestellt. Dies kommt dabei dann heraus und ich finde, das kann sich für ein Handyfoto doch sehen lassen oder?
Wie gibt es denn das?
Wie man an diesen Beispielen sieht, muss es nicht immer eine explizite Digitalkamera sein, die das Foto macht. Ein Smartphone reicht mir in vielen Fällen auch. Ich habe so das Gefühl, dass die Handyhersteller wesentlich mehr Energie in die Kameraentwicklung stecken, als die großen Kamerafirmen. Wie kann es sonst sein, daß man mit den Kleinst-Sensoren und “Objektiven”, wie sie in einem Smartphone zu finden sind, solche Fotos erstellen kann. Darauf hätte ich gerne einmal eine Antwort. Hier die Sensorgrößen des Galaxie S6 und der Olympus OM-D E-M5 Mark II im Vergleich zu einem Vollformatsensor.
Interessanterweise haben die zwei meiner oft genutzten Kameras nur “16” Megapixel. Ob dies ein Zufall ist oder irgend etwas zu bedeuten hat, weiß ich aber auch nicht. Das heisst natürlich jetzt nicht, daß man die anderen Kameras nicht mehr bräuchte. Das wäre genauso falsch. Es kommt eben darauf an, was man genau fotografieren will. Für das eine Motiv reicht ein Handy und für das andere braucht man unbedingt ein Teleobjektiv mit einer sehr schnellen und sehr lichtstarken Kamera. Ein Berufsfotograf ist für mich ohne robustes und professionelles Equipment ebenso undenkbar. Selbst für meine Einsatzzwecke als Hobbyfotograf reicht mir eine Kamera ja nicht aus.