Schon immer wollte ich Makro Fotos wie diese erstellen und wusste nicht wie. Ich habe mich deshalb etwas in das Thema Makro Fotografie eingearbeitet und werde hier im Detail beschreiben, wie diese erstellt werden können. Um sich etwas mehr vorstellen zu können, wie präzise und hochauflösend ein Makro Objektiv arbeitet, mit dem natürlich auch normale Aufnahmen erstellt werden können, hier einmal die Größe der Ameise und des fertigen Bildes mit einem Lineal. Ein Auge ist ca. 0,3 mm im Durchmesser.
Mein verwendetes Equipement dazu:
Kamera Olympus OM-D-E-M5 II, ein Makro Objektiv (Olympus 60mm), ein Stativ mit Kugelkopf (siehe auch hier), eine Ameise 😉 und ein paar Stunden Muße und Geduld, denn in ein paar Minuten ist das nicht zu machen. Als Software verwende ich wie immer Lightroom und Photoshop.
Die Ameise auf einem Blatt Papier, Grünzeug o.ä. platzieren, Kamera fest auf dem Stativ befestigen und ausrichten.
Beleuchtung ist wichtig
Licht prüfen und ggf. beleuchten. Ist genügend Licht auf beiden Seiten und sind keine Schatten zu sehen, ist der Hintergrund nicht zu hell. Man kann auch einen Ringblitz wie diesen verwenden, davon bin ich aber abgekommen, da die Aufnahmezeit ja keine Rolle spielt und man vermeidet so andere Fehlerquellen, wie Überbelichtungen, Reflektionen, unerwünschte Schatten usw. Ist zu wenig Licht vorhanden, verwende ich daher zwei LED Lampen mit Stativ . Hier das das von mir verwendete Stativ und dazu diese LED Lampen die auch in der Helligkeit regelbar sind. Die eingelegten Batterien halten ewig und es sind sogar Filterscheiben dabei. Ich denke das Stativ ist zum Fotografieren ungeeignet da ohne jegliche Stabilität und billiger Kunststoff, aber für diesen Zweck optimal. Alles zusammen kostete meine komplette Beleuchtungsanlage, 2x Stativ und 2 x LED-Lampe knapp 100€, das ist akzeptabel.
Kamera einstellen und Fotos schießen. Das setzt jetzt einiges an Hintergrundwissen voraus.
Da A und O bei Makro Fotos ist die Schärfe und bestmögliche Auflösung. Aufgrund der Schärfentiefe von bis zu wenigen zehntel Millimeter reicht es nicht aus, nur ein Foto zu erstellen. Es sind mehrere Fotos mit mehreren Schärfebereichen notwendig, die dann zu einem Foto zusammen gesetzt werden. Dies wird erreicht durch die bestmögliche Blendenöffnung und ist vom Objektiv abhängig. Jetzt könnte man denken, dann stelle ich eben auf eine möglichst kleine Blendenöffnung, also gleich auf z.B. 22 ein. Damit erreiche ich schon einen größeren Schärfebereich und benötige auch weniger Fotos. Das stimmt leider nur bedingt, denn da die Blendenöffnung sehr klein ist, muß das Licht durch dieses kleine Loch hindurch und wird dadurch gebeugt. Dies erzeugt dann die sogenannte Beugungsunschärfe und genau das, was wir nicht wollen. Zusätzlich ist die bestmögliche Auflösung eines Objektivs nicht bei großen Blendezahlen, also kleiner Blende, zu erreichen, sondern meistens bei entweder ganz geöffneter oder leicht geschlossener Blende, aber immer weniger oder max. als Blende 8.
Jetzt wirds schwieriger
Wir kommen also nicht um mehrere Fotos herum, um den Kopf der Ameise scharf zu bekommen. Das erste, und dies ist bei allen folgenden Vorgehensweisen gleich, ist es auf den vordersten gewünschten Schärfebereich scharf zu stellen, ein Foto zu schießen, dann auf den nächsten Schärfebereich einzustellen usw. Um dies zu bewerkstelligen gibt es drei Möglichkeiten. Die erste und schlechteste ist es am Objektiv die Schärfe nachzustellen, da es meist an der Feinheit des Einstellrings fehlt und auch die Handhabung nicht sehr praktikabel ist. Die bessere Möglichkeit ist es, einen sogenannten Makroschlitten zu verwenden. Dabei wird die Kamera in ganz kleinen Schritten auf das Objekt zubewegt. Hier ein Beispiel eines mechanischen von Novoflex , den ich bis zu meiner aktuellen Methode verwendet habe. Ein Makroschlitten ist meines Wissen auch die gängigste Variante zur Erstellung von Makrofotos.
Makroschlitten gibt es auch als elektrisch Betriebene. Allerdings nicht ganz billig. Hier ein Beispiel .
Ich verwende jetzt aber eine elegantere Methode, nämlich das sogenannte Fokusbracketing in der Kamera. Dies ist mit ein Grund warum ich die Olympus OM-D-E-5 II verwende. Weitere Gründe habe ich hier beschrieben. Diese Kamera erlaubt es, automatisch bis zu 999 Aufnahmen mit einer einstellbaren Fokusschrittweite von 1 bis 10 zu erstellen. Das Entscheidende dabei ist es, heraus zu finden, wie viele Schritte man bei welcher Blende mit wie großen Fokusschritten braucht, um einen durchgehenden Schärfebereich zu erzeugen, der sich jeweils leicht überlappt. Da die einzelnen Parameter keine festen Größen sind, sondern abhängig von der Blendeneinstellung, dem Abstand und auch von der Ausrichtung des Motivs sowie dessen Größe, hilft nur Ausprobieren und mehrere Aufnahmereihen um die geeignetsten Einstellungen zu finden. Danach geht alles sehr komfortabel. Einmal auf den Auslöser gedrückt und die Kamera arbeitet in Sekunden alles ab. Beim Ameisenkopf habe ich 25 Fotos benötigt, um vom linken Fühler bis kurz hinter die Augen einen durchgehenden Schärfebereich zu erhalten.
Je größer der Schärfebereich sein soll, um so mehr Fotos sind erforderlich. Für das nächste Foto waren beispielsweise 50 Aufnahmen notwendig, um einen durchgehenden Schärfebereich zu erhalten.
Die Fotos sind erstellt, weiter zum nächsten Schritt.
Die weitere Bearbeitungsdauer steigt mit Anzahl der Fotos an. Ein PC mit 16 GB oder mehr Arbeitsspeicher ist daher auch sehr angenehm, ebenso ein schneller Prozessor. Weniger als 16 GB sind natürlich möglich, dann dauert alles eben ein bisschen länger.
Jetzt geht es an das Zusammenfügen der einzelnen Fotos zu einem Ganzen. Dazu gibt es mehrere und ausgereifte Softwarelösungen (z.B. mit Helicon Fokus ). Ich beschreibe hier nur die von mir verwendete. Ich lese die Fotos in Adobe Lightroom ein und optimiere erst einmal ein Foto hinsichtlich der Farben, Kontraste, Schärfe, dem Ausschnitt usw. Danach synchronisiere ich dieses Foto mit den restlichen, sodaß die eben vorgenommenen Korrekturen auf allen Fotos angewendet werden. Danach übergebe ich alle Fotos an Photoshop weiter, mit dem Befehl diese in verschiedenen Ebenen zu öffnen. In Photoshop lasse ich die Ebenen nun inhaltsbasiert ausrichten, sodaß sie quasi deckungsgleich hintereinander liegen, da mit der Fokusverschiebung evtl. auch eine kleine Bildverschiebung einher gehen. Jetzt kommt der letzte und entscheidende Schritt. Ich verwende die Funktion“Ebenen automatisch überblenden“. Dies ist eine sehr schlaue Funktion. Sie stellt nämlich bei jedem Foto fest, wo sich die scharfen Stellen im Bild befinden und blendet die anderen aus (ausmaskieren). Danach fügt es alle Fotos mit den scharfen Bereichen zu einem einzigen Foto zusammen – fast fertig.
Das Ende naht
Jetzt in Photoshop noch kleinere Fehler, wie Staubpartikel und Verunreinigungen beseitigen, nochmals Schärfe, Farben, Kontraste usw. optimieren und endlich liegt das fertige Foto vor uns. Von den ersten Vorbereitungen bis zum fertigen Foto wie oben, benötige ich trotz der vielen kleinen Softwaretools immer noch mehrere Stunden, meist verteilt auf ein oder zwei Tage.
Aktualisierung:
Seit Juli 2017 nutze ich nun „Helicon Focus 6“ um die Einzelaufnahmen zusammen zu bauen. Dies geht wesentlich schneller als mit Photoshop und die Ergebnisse sind mindestens gleichwertig wenn nicht besser.
wow, ich bin beeindruckt! Ich muß mich noch ein bißchen weiter auf Deiner Website umgucken – sehr schöne Fotos :-)) . Auch die Feuerwerksaufnahmen sind klasse. Du nimmst Dir wirklich die nötige Zeit für’s Fotografieren und nachbearbeiten!
Gruß, Albert
Danke 🙂