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Fuji GFX 50S II Erfahrungen:

    Warum ich sie wieder verkauft habe

    Ein halbes Jahr. So lange habe ich mit der GFX 50S II fotografiert. Oder besser gesagt: versucht zu fotografieren. Am Ende hab ich sie verkauft und bin zur kompakteren X-T5 gewechselt. Keine leichte Entscheidung, ehrlich gesagt. Aber eine, die mir die Freude an der Fotografie zurückgebracht hat.

    Warum ich damals umgestiegen bin, könnt ihr hier nachlesen.

    Die Bildqualität? Absolut beeindruckend

    Okay, eins vorweg: Die Bilder dieser Kamera sind… naja, wie soll ich sagen. Atemberaubend klingt abgedroschen, aber trifft es ziemlich genau. Diese Mikrostrukturen, dieser Dynamikumfang. Selbst in Bereichen, wo andere Kameras nur schwarzes Nichts zeigen, holt die GFX noch Details raus. Das Rauschverhalten? Praktisch nicht vorhanden. Sogar bei ISO-Werten, die ich früher gemieden hätte wie die Pest.

    Die Menüs sind durchdacht. Typisch Fuji halt, kennt man schon von anderen Modellen. Alles lässt sich anpassen, individualisieren, genau auf die eigenen Vorlieben zuschneiden (wenn man die Zeit hat, sich da reinzufuchsen). Der Einstieg ins Mittelformat war überraschend… unkompliziert? Jedenfalls einfacher als befürchtet.

    Kontraste – hier spielt die Kamera ihre Stärken aus

    Besonders in Erinnerung geblieben sind mir Situationen mit krassen Kontrasten. Gegenlicht, tiefe Schatten, helle Highlights gleichzeitig im Bild. Die GFX hat einfach alles festgehalten. Details aus Schattenbereichen, die bei meiner vorherigen Kamera unweigerlich abgesoffen wären. Die Farbwiedergabe dabei? Natürlich, präzise, nuanciert.

    Die Bilder hatten eine Tiefe, die ich vorher nicht kannte. Fast schon dreidimensional. Vielleicht bilde ich mir das ein, aber… nein, andere haben das auch gesehen. Im großformatigen Druck kommen diese Qualitäten erst richtig zur Geltung. Das Mittelformat hält definitiv, was es verspricht.

    Das Kit-Objektiv: Unglaublich gut

    Das GF 35-70mm F4.5-5.6 WR. Eigentlich nur ein Kit-Objektiv, oder? Falsch gedacht. Dieses Ding ist vermutlich das beste Objektiv, das ich je in Händen hatte. Und ich hatte schon einige.

    Keine Verzeichnungen. Null. Direkt in die Sonne fotografiert? Feinste Zweige links und rechts bleiben mit allen Details sichtbar – ohne lila Ränder, ohne chromatische Aberrationen, ohne dieses typische Geglühe billiger Optiken. Die Schärfe reicht bis in die Bildecken (kein Marketing-Geschwäfel, wirklich bis in die Ecken). Nachschärfen in Lightroom? Fast nie nötig gewesen.

    Selbst bei f/16 oder f/18 noch richtig scharf, obwohl da normalerweise die Beugungsunschärfe zuschlägt. Für ein Kit-Objektiv eine Qualität, die sonst Premium-Glas für tausende Euro vorbehalten ist. In Kombination mit dem großen Sensor… ja, das war schon beeindruckend.

    Aber: Warum ich sie trotzdem verkauft habe

    Jetzt kommt’s. Trotz all dieser Vorzüge gab es da ein paar Dinge, die mir zunehmend die Freude genommen haben.

    Das Gewicht – mein größter Knackpunkt

    Die Kombi aus Kamera und dem 35-70mm? Zu schwer. Punkt. Klingt trivial, ist es aber nicht. Am Anfang fand ich das Gewicht noch „angenehm solide“ (klassische Selbstbelügung). Nach ein paar Wochen wurde es zur Last. Nach drei Monaten ließ ich die Kamera immer öfter zu Hause, wenn ich spazieren ging.

    Und eine Kamera, die zu Hause liegt, macht halt keine Fotos. Egal wie gut sie ist.

    Bei längeren Sessions habe ich das Gewicht richtig gespürt. Schulter, Nacken, irgendwann auch die Motivation. Für spontane Schnappschüsse? Vergiss es. Ich überlegte jedes Mal zweimal, ob ich die GFX mitnehmen soll. Das war ein klares Warnsignal, das ich nicht mehr ignorieren konnte.

    Autofokus und Bedienung – frustrierend langsam

    Der Autofokus. Oh Mann, der Autofokus. Langsam wie eine Schnecke auf Valium. Bei statischen Motiven okay, klar. Aber sobald sich was bewegt? Frustrierend. Ich hab so viele Momente verpasst, die mit einer schnelleren Kamera locker drin gewesen wären.

    Die Motivverfolgung ist… naja, sagen wir mal ausbaufähig. Sehr ausbaufähig.

    Und dann dieser haklige Joystick für die Fokuspunkt-Positionierung. Warum Fuji kein klassisches Steuerkreuz verbaut hat (wie bei der X-T5), verstehe ich bis heute nicht. Platz wäre auf der Rückseite genug gewesen, das sieht man doch! Die Entwickler werden ihre Gründe gehabt haben, aber für mich ergaben die keinen Sinn.

    GFX 50S vs X-T5

    Präzises Positionieren des Fokuspunkts wurde dadurch unnötig zur Fummelei. In der Praxis wogen diese ergonomischen Nachteile schwerer als gedacht. Viel schwerer. Trotz der grandiosen Bildqualität.

    Der Wechsel zur X-T5

    Nach reichlichem Hin und Her (und ein paar schlaflosen Nächten, nicht gelogen) habe ich die GFX gegen eine X-T5 mit 40 Megapixeln und dem 16-50mm Objektiv eingetauscht. War das richtig? Definitiv.

    Die X-T5 ist so viel kompakter und leichter, dass es fast lächerlich ist. Passt in eine kleine Gürteltasche. Belastet die Schulter kaum. Ist einfach immer griffbereit, wenn sich ein Moment ergibt – und das ist letztlich das Entscheidende bei der Fotografie, oder?

    GFX 50S vs X-T5, Fuji GFX 50S II Erfahrungen

    Die Menüführung kenne ich schon von der GFX, vieles ist identisch. Fuji bleibt Fuji, zum Glück. Ich musste mich nicht neu orientieren, konnte direkt loslegen.

    (Für Vögel, Tiere und Makro behalte ich übrigens meine OM-1. Die ist in diesen Bereichen unersetzlich und wird auch nicht ersetzt.)

    Die erste Freude beim Auspacken war nicht die Vorfreude auf Megapixel oder Bildqualität. Es war das Gefühl: Endlich wieder eine Kamera, die Spaß macht. Die zum Fotografieren einlädt statt davon abzuhalten. Der schnelle Autofokus, die flotte Bedienung – das hat sofort überzeugt. Einen ausführlichen Erfahrungsbericht zur X-T5 liefere ich noch nach, wenn ich mehr Zeit mit ihr verbracht habe.

    GFX 50S vs X-T5,

    Bildqualität im Vergleich – ehrlich betrachtet

    Klar kann ein APS-C-Sensor nicht mit Mittelformat mithalten. Das ist Physik, da gibt’s nichts zu diskutieren. Der Dynamikumfang ist geringer, die absolute Auflösung auch. Ich bin kein Pixel-Peeper, deshalb ist mir das ziemlich egal. Solange die Bilder mich überzeugen…

    Und das tun sie. Der schnellere Autofokus, die intuitivere Bedienung, die höhere Mobilität – dieser Kompromiss lohnt sich für mich vollkommen. 40 Megapixel sind mehr als genug für… naja, eigentlich alles. Großformatiger Druck? Kein Problem. Detaillierte Bildbearbeitung? Läuft.

    Die Frage ist doch: Braucht man wirklich mehr? Für die meisten Anwendungen: nein.

    Mein Fazit

    Diese Erfahrung hat mir mal wieder gezeigt: Die beste Kamera ist nicht die mit den besten technischen Daten. Sondern die, mit der man gerne fotografiert. Die man immer dabei hat, weil sie einem nicht auf die Nerven geht.

    Die GFX 50S II ist ein technisches Meisterwerk, keine Frage. Ein Wunderwerk der Bildqualität. Aber wenn das Handling nicht passt, wenn die praktische Anwendung nicht zum eigenen Stil passt… dann bleiben diese Vorzüge ungenutzt. Dann steht die Kamera zu Hause, während man unterwegs ist.

    Mit der X-T5 habe ich jetzt eine Kamera, die mir täglich Freude macht. Nicht die absolute Spitzenqualität des Mittelformats, stimmt. Dafür aber Spaß beim Fotografieren – und der ist letztlich unbezahlbar. Das ist es, was mich weiterbringt, was meine fotografische Vision voranbringt.

    Manchmal bedeutet ein Schritt zurück bei der reinen Bildqualität zwei Schritte vorwärts in der Praxis. Diese Erkenntnis ist vielleicht das wertvollste Ergebnis meines halbjährigen Mittelformat-Abenteuers.

    Für wen lohnt sich die GFX 50S II wirklich?

    Nur weil die Kamera nicht zu mir passt, heißt das nicht, dass sie generell schlecht ist. Im Gegenteil. Für bestimmte Fotografen ist sie perfekt:

    Landschaftsfotografen, die mit Stativ arbeiten und Zeit haben. Die nicht hetzen müssen, die den perfekten Moment abwarten können.

    Studiofotografen mit kontrollierten Bedingungen, wo Geschwindigkeit keine Rolle spielt.

    Architekturfotografen, die feinste Details und präzise Linien brauchen (und die wahrscheinlich sowieso vom Stativ arbeiten).

    Produkt- und Stillleben-Fotografen – maximale Detailtreue ist hier Pflicht, nicht Kür.

    Perfektionisten, die jedes Foto mit Bedacht komponieren. Die sich Zeit nehmen können und wollen. Für die ein Bild eine halbe Stunde Vorbereitung wert ist.

    Fortgeschrittene Fotografen mit eingefahrenem Workflow, die die langsamere Arbeitsweise bewusst für ihre künstlerische Vision nutzen.

    Wer überwiegend statische Motive fotografiert und höchsten Wert auf Bildqualität legt, ist mit der GFX bestens bedient.

    Für normale Alltagsfotografie, Straßenfotografie oder Situationen, wo Geschwindigkeit und Flexibilität gefragt sind? Da gibt es bessere Kompromisse. Die X-T5 zum Beispiel, die mir jetzt täglich… naja, ihr wisst schon.

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