Etwas zu fotografieren, was mit dem bloßen Auge nicht sichtbar ist, hat mich schon immer gereizt. Ich habe daher auch schon einige Makrofotos erstellt, die mir sehr gut gefallen. Hier eine kleine Auswahl davon. In diesem Blog geht es um den/meinen Einstieg in die Welt der Makroerstellung mit motorisierten Fokusstacking. Damit sollten Makroaufnahmen möglich sein, die auch kleinste Details sichtbar machen und daher eine sehr schöne Plastizität erzeugen. Prinzipiell ist dies sehr einfach, indem man ein Makroobjektiv nimmt und so nah als möglich an das Motiv heran rückt. Aber eben nur prinzipiell 🙂 Ein Nachteil sei auch nicht verschwiegen. Diese Art der Makrofotografie ist stationär und daher nur für den Innenraum und nicht für draußen in der Natur geeignet. Warum dies so ist, wird jedem nach dem Lesen sofort einleuchten. Und schon geht es in die Tiefen der Makro Fotografie.
Schärfentiefe
Verwendet man zum Beispiel ein 30mm Makro-Objektiv mit Blende 5, so beträgt die Tiefenschärfe beim Mindestabstand der noch scharf gestellt werden kann, gerade einmal 0,09 Millimeter. Wenn das Motiv von vorn nach hinten nur 5 mm lang ist, sind für diesen kleinen Bereich schon mindestens über 50-100 Aufnahmen zu erstellen. Der Autofokus scheidet damit komplett aus. Das gleichmäßige manuelle Nachstellen der Schärfe ist zwar möglich, aber fehleranfällig und nur bedingt reproduzierbar. Bis vor kurzen habe ich dies immer so durchgeführt, aber die Ergebnisse schwankten doch sehr. Das eingebaute Fokusstacking in der Kamera ist zwar ein super Feature der E-M1 Mark III, aber es hat auch seine Grenzen. Dafür ist es draußen in der Natur und auch am lebenden Objekt sehr gut einsetzbar und zu empfehlen.
Ich habe mich entschlossen ein Setup aufzubauen, welches es mir ermöglicht, reproduzierbare Makros mit einer für mein Equip höchstmöglichen Detaillierung zu erstellen. Dazu gibt es im Foto Spezialhandel bereits fertige, halbfertige oder passende Einzelteile, mit denen man sich nach eigenen Vorstellungen sein Setup aufbauen kann. Meine Apparatur sieht so aus.
Bei mir besteht es nur aus den unbedingt notwendigen Teilen. Dazu zählen mehrere Aluprofile mit T-Nut, einer Gewindespindel mit Schrittmotor und einem Controller für den Motor. Dazu noch eine Ringbeleuchtung für die Kamera sowie ein paar Halter, um das zu fotografierende Objekt sicher zu platzieren. Der Controller ist programmierbar und steuert sowohl die Auslösung der Kamera, also auch den Schrittmotor. Zum Einstellen aller Werte ist sogar eine kleine Fernbedienung erhältlich, alternativ eine Steuerung über ein Notebook/PC mit USB Anschluss. Wichtig ist, dass alle mechanischen Teile sehr präzise zusammen passen und auch fest ohne Spiel verschraubt werden. Beim Fotografieren darf sich absolut nichts bewegen, außer der Gewindespindel.
Makroerstellung im Detail
1.) Anfangsposition und Endposition festlegen. Dies ist das leichteste dabei. Ich fahre die Kamera an den vordersten Punkt des Motiv, bis es gewünscht scharf ist. Dann speichere ich diese Position ab. Das gleiche für die hintere Position.
2.) Jetzt wird es es ein bisschen komplexer. Die Anzahl der notwendigen Fotos ergeben sich aus der Anzahl der Schärfentiefe-Bereiche vom Motiv vorne bis hinten. Ein Schärfentiefebereich hängt auch von der gewählten Blende ab. Dabei ist auch zu beachten, dass jedes Objektiv seine eigene Charakteristik aufweist. Beim verwendeten 30mm Makro von Olympus sieht das so aus.
Wie man sieht, ist die gewünschte höchste Auflösung zwischen Blende 4 und 5mm zu erwarten, dann fällt sie langsam ab. Also wähle ich Blende 5. Dann teste ich durch schrittweises Bewegen der Kamera, gesteuert vom Schrittmotor, wie groß ein Schärfentiefe Bereich genau ist. Der technisch kleinstmögliche Verstell Weg beträgt bei meinem Aufbau pro Schritt 0,007 mm, das sind 7-tausendstel Millimeter, also ziemlich kleine Schritte. Damit aus den Einzelfotos später ein Gesamtbild mit allen Informationen zusammenbaut werden soll, müssen sich die Bereiche mindestens 20% überlappen. Das muss ebenfalls berücksichtigt werden. Danach steht die Strecke, die die Kamera für das nächste Foto nach vorne bewegt werden muss fest und kann so in den Controller eingegeben werden.
Einstellung des Controllers
3.) Um auch kleinste unerwünschte Bewegungen während der Aufnahmen auszuschließen, programmiere ich den Controller so, dass nach dem Bewegen der Kamera zur nächsten Position, erst einmal 2 Sek. gewartet wird, falls sich doch etwas bewegt haben sollte und wieder zur Ruhe kommen kann. Die Fotos werden im Silentmodus erstellt, damit auch die Erschütterung des Kamera Verschlusses wegfällt und sich keine mechanischen Teile der Kamera während der Aufnahme bewegen. Die Kamera muss auf den manuellen Modus gestellt werden, damit sie nicht mit vermeintlichen eigenständigen Verbesserungen dazwischen funkt. Jetzt nur noch auf Start drücken und warten bis alle Aufnahmen fertig sind. Ja nach Motivgröße können dies bei größeren Objekten nur 20 oder 30, aber auch mehrere hundert werden. Bei dem Libellenkopf waren es 105 Aufnahmen bei einer Aufnahmetiefe von 1,2 mm. Jeder Schärfentiefe Bereich ist daher nur 0,0114 mm groß. Mit meinem Setup könnte ich auch Schritte bis nur 0,007 mm vornehmen, da ist also noch genügend Luft.
Beleuchtung
4.) Wenn das Motiv sehr klein ist, setzt man es so nahe wie möglich an das Objektiv, bei dem 30 mm Makroobjektiv so ca. 1-2 cm davor. Ein normales Blitzlicht auf der Kamera ist auf Grund dieser Nähe nicht möglich, das Licht wäre zu weit über dem Motiv. Deshalb verwende ich eine Ringleuchte. Natürlich könnte man zwei Blitzgeräte links und rechts positionieren, aber Licht und Schatten wären zu viel zu unregelmäßig. Die von mir verwendete Ringleuchte, beleuchtet das Motiv gleichmäßig rundherum und nicht nur von vorne. Das Licht kommt auch von seitlich innen, ideal für meine Zwecke.
5.) Die Fotos sind erstellt, nun geht es an das Zusammenbauen der Einzelaufnahmen zu einem Foto. Ich verwende dazu Helicon Focus, da dies sehr schnell ist und selbst große Aufnahmereihen in Sekunden bearbeitet. Hier gilt es erst herauszufinden, welche Verrechnungsmethode mit welchen Parametern, für die gewählten Einzelfotos die Beste ist. Das hängt von den Details, der Größe dieser, dem Kontrast, den Flächen und Farben und auch der Anzahl und Reihenfolge der zu bearbeitenden Fotos ab. Eine allgemeingültige Lösung gibt es hierfür nicht, da ist ausprobieren, vergleichen und ausarbeiten gefragt. Ist das Ergebnis zufriedenstellend, geht es weiter zu Punk 6.
Das fertige Bild rückt näher
6.) Die finale Bearbeitung erfolgt nun in Lightroom und Photoshop. Dabei werden Licht, Farben, Kontraste, Schärfe, Bildrauschen und mehr, nochmals optimiert sowie störende Bildteile oder kleinere Fehler beseitigt. Danach liegt das fertige Foto vor und sieht zum Beispiel so aus.
Hier die ganze Libelle in ca 1:1 (je nach Browsereinstellung vergrößern/verkleinern sie das Browserfenster, bis das Lineal in etwa stimmt)
Ein Makro wie dieses, ist nicht auf Knopfdruck erstellt. Vom Start bis zu fertigen Foto, können so ohne weiteres bei mehreren Versuchen, auch ein paar Tage vergehen. Nur ein oder zwei fehlerhafte Fotos in der Aufnahme-Serie in denen ein Schärfenbereich nicht scharf ist, verhindert die Komplettierung des Gesamtbildes. Wie so oft ist auch hier der Weg das Ziel und auch der interessanteste Teil. Mein Ziel war es, mit der vorhandenen Ausrüstung und wenig zusätzliches Zubehör*, das best mögliche herauszuholen. Dies ist das erste Foto mit dieser Technik, welches gezeigt werden kann. Jetzt geht es ans üben. Soweit mein kleiner Exkurs und der Anfang in die Tiefen der Makroerstellung mit motorisierten Fokusstacking.
Gekauftes Zubehör* : Aluprofile, Schrittmotor, Gewindespindel, Motor-Controller mit Fernbedienung, Kleinteile