Da wir viel in der Natur unterwegs sind, treffen wir oft auf allerlei Tiere, meist Vögel, Libellen aber auch Biber und vieles mehr. Die Fluchtdistanz dieser Zeitgenossen ist unterschiedlich hoch, aber meistens nicht so hoch wie man es für eine Beobachtung gerne hätte. Selbst die 600 mm Brennweite meiner Sony reichen für die gewünschten Beobachtungen da oft nicht aus.
Ein Fernglas wäre die Lösung
Aber halt, gibt es da nicht diese Nikon P1000 mit unglaublichen 3000 mm Brennweite, RAW Aufnahmen aber einem sehr kleinen 1/2,3 Sensor ( 4,6 x 6,2 mm ) kaum größer als der eines Handys.
Kann man bei dieser Vergrößerung überhaupt noch etwas sehen oder verwackelt man das Motiv dauern? Sind die Fotos vielleicht sogar noch brauchbar und was kann man überhaupt an technischer Fotoqualität herausholen?
Um diese Fragen zu beantworten braucht es natürlich die „Kamera“. Gesagt getan und schon können die ersten Tests durchgeführt werden. Da ich die die Kamera auf Grund der vorhandenen Sony RX10 IV nur weit über 600 mm Brennweite einsetzen will und nicht als übliche Kamera, betrachte ich die anderen Möglichkeiten erst einmal nicht.
Erster Test
Vom ersten Test, frei aus der Hand, war ich echt positiv überrascht. Es war ein Klaiber in ca. 50 m Entfernung und mit 1500 mm Brennweite geschossen. Nicht so knackig scharf wie bei den professionellen Tierfotografen, das war mir schon vorher klar, dass das nicht möglich sein kann, aber dennoch ansprechend und brauchbar sag ich mal. Beim Drücken des Auslöseknopfes muss man allerdings schon sehr darauf achten die Kamera nicht mehr als notwendig zu bewegen. Bei den allerersten Versuchen habe ich stets ein Foto erhalten, das versetzt zu dem war was ich im Sucher sah und wollte. Die der Aufnahme angepassten Stabilisatoreinstellungen verbesserten dies aber.
Im größtmöglichen Telebereich von 3000 mm wirkt sich das natürlich noch wesentlich gravierender aus. Ohne Stativ ist es hier schon ein Glücksfall das Motiv nach Auslösen so zu bekommen wie man es im Sucher gesehen hat. Der Stabilisator gibt sein möglichstes, was man auch immer bemerkt, da der Bildinhalt im Sucher plötzlich springt. Je ruhiger man die Kamera hält desto bester arbeitet auch der Stabi und diese Motiv-Sprünge nenne ich es einmal, bleiben dann im vertretbaren Rahmen.
Mit Stativ hat man diese Probleme nicht, dafür aber andere. Generell und auch bei anderen Kameras ist bekannt, so auch in der Bedienungsanleitung hier empfohlen, dass bei Stativeinsatz der Stabilisator auszuschalten ist.
Ein seismischer Sensor
Es wird als nichts mehr stabilisiert und schon kleinste Erschütterungen oder Bewegungen lassen dann das Bild erzittern. Dazu ein Beispiel. Ein Bagger im 100 m Entfernung der Erdarbeiten vornahm, ließ mein Bild überhaupt nicht zur Ruhe kommen. Die Erschütterungen übertrugen sich durch das Erdreich ins Haus. Sobald er arbeitet und sich bewegte, zitterte mein Sucherbild, was mich aber bei 3000 mm Brennweite nicht überraschte. Normales gehen im Haus innerhalb weniger Meter von der Kamera entfernt, führen ebenfalls zu Wacklern.
Reduzierung der Wackelei
Obwohl ich ein gutes Markenstativ und einen massiven Kopf von Manfrotto verwende, dauert es vom Drücken des Auslösers bis zur vollkommenen
Beruhigung des Aufbaus noch 4 Sekunden. Da die Kamera nur eine Verzögerung von 3 oder 10 Sekunden zulässt, musste ich die 10 Sekunden verwenden.
Dies ist mit noch noch massiveren Aufbauten bestimmt noch zu reduzieren. Ein kleiner elektronischer Fernauslöser, war letztendlich die Lösung des
Problems und sofern keine anderen Einflüsse mehr vorhanden sind, funktioniert dies einwandfrei.
Unglaublich aber wahr
Hier nun ein Foto mit 3000 mm Brennweite das rekordverdächtig ist. Es ist die Spitze der Zugspitze in 70 ! km Entfernung, mit Google Earth genau ausgemessen.
Eigentlich unglaublich, dass man darauf außer dem Berg noch irgend etwas erkennen kann. Das Fotos ist qualitativ natürlich nicht zum vorzeigen
geeignet, es ging mir nur darum die Möglichkeiten auszuloten. Es sind sogar noch einzelne Gebäudeteile auszumachen.
Um diese Details bei 3000 mm zu erhalten, habe ich einen kleinen Trick angewendet, den ich hier gerne verrate.
Detail Optimierung
Ich erstelle mehrere Fotos hintereinander. Die Aufnahmen sind dabei nie zu 100% deckungsgleich, schon aufgrund der normalen Erschütterungen die sich bei der Brennweite auswirken, ein paar Pixel sind die Fotos zueinander versetzt und dies ist bei dieser Vorgehensweise auch notwendig. Dann öffne ich die Fotos in Photoshop in Ebenen und lasse sie zuerst automatisch ausrichten. Zum Schluss verwandle ich alle Ebenen zusammen in ein Smartobjekt und verwende den Modus Ebenen/Smartobjekt/Stapelmodus Median. Neben den gesteigerten Details wird das Rauschen erheblich reduziert und die Bildgröße könnte sogar ohne Qualitätsverlust vergrößert werden. Drei Fliegen mit einer Klappe.
Diese Vorgehensweise ist prinzipiell ähnlich zur der, die Olympus beim hochauflösenden Modus intern verwendet. Siehe hier.
Zusammenfassung
Soweit mein erster Eindruck meines neuen Fernglases mit Fotofunktion. Als dieses erfüllt die P1000 uneingeschränkt meine Anforderungen, auch wenn es schwer und unhandlich ist. Für Fotos im üblichen Brennweitenbereich wäre es unsinnig, gerade diese schwere Kamera zu verwenden, als Immer-dabei natürlich auch nicht. Weitere Praxiseinsätze werden zeigen, was man damit noch alles anstellen kann und wie sich die Kamera dabei bewährt. Vielleicht kann man damit ja noch mehr damit machen, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Was ich aber schon sagen kann und das war nicht verwunderlich. Für technisch gute Fotos im Bereich ab 600 mm ist es weniger geeignet, was ich auch nicht erwartet oder vermutet hätte.